hangforum.com - The Archive

Hi! Ich hab im Mai ein Konzert gespielt anlässlich einer Ausstellungseröffnung in Hamburg. Der Künstler, Jörk Kalkreuter, hat sich eingehend mit dem Tagebuch einer Nordpolexpedition auseinandergesetzt. 1897 waren Salomon Andree und 2 weitere Schweden im Ballon aufgebrochen mit dem Ziel, die ersten Menschen am Nordpol zu sein. Der Ballon, den sie "Adler" getauft hatten, wurde aber durch Eisbildung zu schwer, sie mussten auf Packeis notlanden und retteten sich auf eine kleine Inselgruppe: Vitoey. Dort starben sie im Oktober 1897. 30 Jahre später fand man ihre Skelette und das Tagebuch, betitelt: "Med örnen mod polen", "Mit dem Ballon zum Nordpol". Die kryptischen letzten Worte im Tagebuch: "Nach Hause".

Ich habe in der Auseinandersetzung mit Jörks Bildern und Objekten für die Ausstellung 5 Stücke entworfen: "Der Adler", "Am Eisrand", "Fraenckels Traum", "Weiter, nur weiter" und "Nach Hause".

Das Konzert haben wir gefilmt und mit den Bildern montiert. Das Ergebnis ist der 15-minütige Film "Hang on art - Der Andree-Komplex"

http://www.youtube.com/watch?v=q5_ttfzB-Mc

Ich freue mich über jede Rückmeldung und jeden Austausch.
Viele liebe Grüsse an alle Hang-Spieler und Hörer

Powderfinger (Roland Musolff)

Kamera und Hang. Alles macht einen professionellen Eindruck. Die Geschichte der Verstorbenen an Hand von Bildern und Musik zu erzählen ist eine eine Gradwanderung.
Einerseits ist das Gesamtkomplex ein künstlerisches Werk. Das wird dann als solches auch gesehen , wahrgenommen.
Andererseits sind die unterschiedlichen künstlerischen Element so schwieriger wahr zunehmen.

Bei dem Film habe ich den Eindruck, Du spielst ausschließlich das Hang. Das Publikum hört zu. Entweder hat das Publikum die Ausstellung schon gesehen und muß sich an die jeweiligen Bilder erinnern, oder Du das Hang gespielt und dann haben die Menschen die Bilder gesehen.

In Film zeigt Du Deine Bilder zu Deiner Musik.

War sicher ein besonderes Ereignis für Dich und die Anderen.

Würde mich interessieren wie Du den Spannungsbogen innerhalb der 15 Minuten gehalten hast. Für Dich selber und das Gefühl der Menschen die zugehört haben.
Einen schönen Sonntag
Amos

Hallo Roland,

ich habe mir Dein Video eben in Ruhe angesehen. Ich werde es noch ein paar mal schauen und dann meine Gedanken dazu hier schreiben.
Dein Hangspiel ist voller Gefühl und Gefühle.
Hast Du vorher die Stücke grob "komponiert"?
Hattest Du dabei die Bilder und die Geschichte der Ballonfahrer im Kopf?
Oder spielst Du in dem Moment einfach was so da ist?

Viele Grüße
Frank

Lieber Amos,

es war wie Du sagst: Ich spiele das Hang, die anderen hören zu. Sie haben erst die Ausstellung gesehen - mit den Bildern und Objekten von Jörk Kalkreuter, die sind ja nicht von mir -, und dann, nach einer kurzen Pause und Büffet, habe ich gespielt.

Ich habe einen einfachen Bezug zu den Bildern und der Geschichte hergestellt, indem ich vorher die 5 Szenen benannt habe, die ich spielen werde. Deren Namen (Adler, Eisrand, Fraenckels Traum, Weiter, Nach Hause) waren dem, der die Ausstellung angesehen hat, sicher präsent. Vor den 5 Szenen habe ich dann jeweils die "Titel" wiederholt, um die bildliche Erinnerung zu kitzeln.
Das hat dann sicher den Spannungsbogen gestützt.

Nicht ganz verstanden habe ich Deine Sätze zu der "Gratwanderung". Kannst Du das noch etwas erklären?
Vielen Dank jedenfalls für Deine Gedanken dazu! Und lieben Gruss!

Roland

Hallo Frank,

ja, die Stücke waren kompositorisch skizziert, im Grunde mache ich das in "Gesten" (siehe meinen Beitrag in Michaels Spiralen-thread im geschlossenen Forum). Und ja, ich war sehr beeindruckt und ergriffen von der Geschichte der Ballonfahrer, wie sie mich durch die Bilder/Objekte - und Worte - des Künstlers erreichte, den ich beim Hängen der Ausstellung besuchte. Ich war mehrere Stunden in der Ausstellung vor der Eröffnung (und der Komposition).

Trotzdem - du kennst das Hang - bleibt MASSIG viel Raum für das Spiel im Moment!

Vielen Dank für Dein Feedback
Roland